Die Kreuzberger Laterne öffnete in den wilden Siebzigern die Tür für Tip, Hobo und Zitty. Als ein Teil der Alternativkultur informieren die Stadtmagazine seitdem über lokale Veranstaltungen, Museen, Konzerte, Filme, Theater, Restaurants und Kneipen. Im Anhang bieten die Kleinanzeigen Privatleuten die Gelegenheit, Gesuche oder Angebote an die Öffentlichkeit zu bringen. Denn die Berichterstattung der großen Tageszeitungen wurde den gesellschaftlichen Vorgängen nicht mehr gerecht, die von der Studentenbewegung ins Rollen gebracht wurden.
Der früh verstorbene Per-Jörg Meskat lernte bei einem Besuch in London ebenso wie der Grafiker Klaus Stemmler den Guide Time Out kennen, der erst „Where It’s At“ geheißen hatte und seit 1968 erschien. In London passierte sehr viel, genauso in Berlin. Entscheidend für die Freizeitgestaltung und das Nachtleben war es, zu wissen, wo man hingehen musste, um etwas zu erleben. Die beiden Deutschen teilten sich die Hauptstadt auf, um sich nicht in die Quere zu kommen. Nach britischem Vorbild brachten sie zwei Stadtmagazine heraus, die abwechselnd erschienen: Stemmler die Tip und Meskat die Hobo.
Hobo, tip und Zitty
Wie bei der Time Out kam es bei der Berliner Hobo zu einem Aufstand der Arbeiter aus Protest gegen als ungerecht empfundene Bezahlung und Arbeitszeiten. In Folge der Meuterei gründeten die ehemaligen Mitarbeiter ein neues Magazin. Was in London City Limits getauft wurde, firmierte in Berlin unter dem Namen Zitty. In den Anfangsjahren ab 1977 verstand sich das Berliner Stadtmagazin noch als Sprachrohr der Subkultur jenseits des Mainstreams.
Mit den Jahren kommerzialisierte sich das Blatt zunehmend. So wurden die mittlerweile zu Kultstatus gelangten Kontaktanzeigen inzwischen kostenpflichtig angeboten. Zitty-Reportagen aus Berlin und Umgebung tragen Titel wie 24 Stunden unter Obdachlosen oder Kreuzberg im Wandel oder haben Demonstrationen und Personalveränderungen in der Kulturlandschaft zum Thema. Veranstaltungen. z. B. in den Bereichen Kabarett, Familie und Festival werden übersichtlich in einem Kalender dargestellt und ausgewählte Ereignisse ausführlich besprochen. Darunter befinden sich längst auch Ereignisse der traditionsreichen Kulturstätten wie Oper, Schauspiel und klassische Konzerte. Daneben darf die Rezension von kulinarischen Angeboten in Berlin natürlich nicht fehlen. Veranstaltungsdaten liefert die Cine Marketing GmbH seit 2007, welche auch den Tagesspiegel und die tip versorgt.
Was ist los?
Veranstalter können gegen eine Gebühr ein Ereignis selbst auf den Seiten der Zitty ankündigen – mittlerweile nicht mehr mit einem Barschein in einem Briefumschlag, sondern digital. Der Schwund der Printmedien äußerte sich auch bei der Zitty mit einem Auflagenrückgang. Im April 2014 übernahm die Raufeld Verlag GmbH das Stadtmagazin wie auch ihren stärksten Konkurrenten, den tip. Zwischenzeitlich hatte Zitty zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und darauffolgend zur Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH gehört.
Seit dem Frühjahr 2015 erscheint das Anzeigenblatt nur noch einmal in der Woche. Das Stadtblatt ist an Stadtkiosken, elektronischen Kiosken, Kinos, Buchhandlungen und im Straßenverkauf erhältlich oder kann regelmäßig im Abonnement bezogen werden. Seit 2016 gibt die GCM Go City Media sowohl Zitty als auch tip heraus.
Weitere Publikationen des Zitty Verlags sind:
- zitty Brandenburg
- zitty Essen Gehen
- Das Modebuch Berlin
- Das Designbuch Berlin
- zitty Shopping
- Das BerlinBuch
- zitty Familie