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Haus des Berliner Verlages – eine bewegte Geschichte

Bild von Arild Vågen – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29880320.

Das Haus des Berliner Verlages in der Karl-Liebknecht-Straße in Berlin-Mitte kann seit seiner Eröffnung im Jahr 1973 auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Bis 2017 war in diesem Haus der Berliner Verlag beheimatet, der bereits zu DDR-Zeiten Pressetitel wie die „Berliner Zeitung“ und den „Berliner Kurier“ herausgab. Jedoch muss man im Historienkalender noch viel weiter zurückblättern, um die Ursprünge des heute denkmalgeschützten Gebäudes zu verstehen. Nachdem der Axel-Springer-Verlag sein weithin sichtbares Pressehochhaus in der Kochstraße im Westteil des damals geteilten Berlins im Jahr 1966 in Betrieb nahm, dachten die DDR-Oberen in Ost-Berlin bereits während der Bauzeit des Springerhochhauses darüber nach, wie man diesem etwas entgegensetzen könnte – sowohl in architektonischer als auch in weltanschaulich-journalistischer Hinsicht.

Bau des Hauses des Berliner Verlags und Zentrum des Ost-Berliner Pressewesens

Erste Planungen für den Bau des Berliner Verlagshauses entstanden schon 1964, es sollte ein wichtiges Bau-Ensembleelement des neu zu schaffenden Alexanderplatzes werden. Die städtebauliche Idee war, dass das Haus mit seiner modernen Fassade der Darstellung einer „komplexen Vorstellung des Sozialismus“ abbilden sollte. Wie Hans Modrow, damals Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin einmal berichtete, soll sich der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht persönlich dafür eingesetzt haben, den Bau des Berliner Verlagshauses voranzutreiben. So sollte nach Ulbrichts Vorstellungen an diesem zentralen Ort ein Haus entstehen, das durch die Nutzung rund um die Uhr mit den beleuchteten Bürofenstern den Platz erleuchten und eine arbeitsame Atmosphäre vermitteln sollte. Nach Wettbewerben, Ausschreibungen und Planungen namhafter Architekten begann der Bau im Jahr 1970, die feierliche Eröffnung fand 1973 statt. Für die Baukosten wurden seinerzeit rund 60 Millionen Mark der DDR veranschlagt. Nachdem das Haus nach seiner Fertigstellung vollständig belegt war, waren allein im Hauptgebäude ca. 1000 Arbeitsplätze untergebracht.

Entwicklung in der Nachwendezeit

In den Jahren nach dem Mauerfall gab es seitens der Berliner Senatsbauverwaltung immer wieder Bestrebungen, Bauten aus DDR-Zeiten zu beseitigen. So existierte im Jahr 1993 ein „Masterplan Alexanderplatz“, der u. a. vorsah, neben vielen anderen DDR-Gebäuden auch das Haus des Berliner Verlages abzureißen. Die Verlagsgruppe Gruner+Jahr hatte bereits Planungen für einen Wolkenkratzer vorgelegt, der an dieser Stelle entstehen sollte. Dazu kam es bekanntlich nicht, stattdessen wurde das Verlagsgebäude für 40 Millionen D-Mark saniert. Hinzu kam, dass sich in den 2000er Jahren Stimmen mehrten, die sich für den Erhalt der DDR-Bauten einsetzten, da sich die Gebäude aus DDR-Zeiten immer mehr als Bestandteil der deutschen und der Berliner Geschichte etabliert hatten. So hieß es in einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung „Stadtentwicklung und Wohnen“ aus dem Jahr 2015, dass bereits viele denkmalgeschützte Gebäude rund um den Alexanderplatz Zeugnisse von städtebaulicher, künstlerischer und historisch überragender Bedeutung seien. Man wollte insbesondere „die baulichen Zeugen des geteilten Berlins einander gegenüberstellen“.

Das Haus der Berliner Verlage heute

Das heute schlicht „Pressehaus“ genannte Gebäude steht seit 2015 unter Denkmalschutz. Ende desselben Jahres wurde der Berliner Verlag wurde von der DuMont-Mediengruppe aufgekauft. Ein Jahr später wurden die Redaktionen des Berliner Kuriers und der Berliner Zeitung von der Berliner Newsroom GmbH abgelöst. Seitdem befindet sich der Hauptsitz des Berliner Verlages am Spittelmarkt im Feratti-Gebäude. Danach residierten kurzzeitig Unternehmen wie Flixbus und airliners.de im Verlagshaus. Der heutige Eigentümer der Immobilie ist das Unternehmen Tishman Speyer, das das Gebäude seit 2017 umfassend renovieren ließ. Weitere in Bau befindliche Anbauten erweitern das Gebäude, sodass nach der Fertigstellung Büroflächen von insgesamt 35.700 m² zur Verfügung stehen werden. Mit „The Office Group“ hat Tishman Speyer einen Anbieter für Bürolösungen als namhaften Mieter für den Neubau „New Podium“ gewinnen können.