Die erste Ausgabe erschien am 23. April 1946 mit einer Lizenz der Sowjetischen Militärverwaltung über einen Stapel von 400.000 Exemplaren. Nachdem sich die KPD und die SPD zur SED zusammengeschlossen hatten, nutzte die SED das Medium für parteinahe Kundgebungen. Als verlängerter Arm der herrschenden Staatspartei diente Neues Deutschland um das Prestige der Sozialistischen Einheitspartei blitz und blank zu polieren. Die ersten beiden Chefredakteure rekrutierten sich aus den genannten Vorgängerparteien. Zwei direkte Nachfolger wurden aufgrund von Parteiferne entlassen. Der Name des Ostberliner Nachrichtenblatts erinnert an eine deutsche Zeitung, die ab 1942 im Exil in Mexiko erschien.
Während der NS-Diktatur hieß das Exil-Blatt Freies Deutschland und wurde mit der Machtübernahme der Siegermächte in Neues Deutschland umbenannt. Starke antifaschistische Emotionen begleiteten die Anfangsjahre der Berliner Zeitung. Diese wurden nach und nach von einer starken Hörigkeit gegenüber den Mächtigen der DDR abgelöst, als dessen Sprachrohr sich die Redaktion verstand.
Leib und Magenblatt der Regierungspartei
Auf dem ehemaligen Brauereigelände mit Biergarten des Bayern Pfeffer bezog die Redaktion ihr erstes Domizil. Auf dem wegen einer Geländeunebenheit Pfefferberg genannten Areal war zuvor Schokolade und Brot hergestellt worden. Kulturelle Veranstaltungen finden in den frei gewordenen Kapazitäten an der Schönhauser Allee statt. Über Kultur berichtete Neues Deutschland schon zu SED-Zeiten qualitativ hochwertig, ebenso über Sport. Zudem erhielten die Leser nützliche Serviceinformationen. Die Parteiwerbung wurde getragen von Popularität für die Leser und einem entsprechend umsatzstarken Vertrieb. Gedruckt wurde in der Stadtverwaltung in Berlin-Mitte, dem sogenannten Magistrat von Groß-Berlin.
Neue Adresse ab 1972
1972 bezog die auf 500 Mitarbeiter angewachsene Redaktion neue Büroräume am Franz-Mehring-Platz. Der Druck hatte sich technisch auf ein Niveau vorgearbeitet, das in Europa einsame Spitze war. Nach der Jungen Welt mit einer Auflage von 1,5 Millionen rangierte Neues Deutschland mit 1,1 Millionen auf Platz 2 der auflagenstärksten Tageszeitungen in der DDR.
Mit der Wende und dem Machtverfall der SED änderten sich Partei und Parteizeitung auch namentlich. Aus Neues Deutschland wurde Sozialistische Tageszeitung.
Heute trägt die Zeitung beide Bezeichnungen im Namen. Die gängige Abkürzung lautet ND. Das traditionsreiche Berliner Blatt wurde aus dem Besitz der nunmehr marginalen Linkspartei entlassen. Mit dem Bedeutungsverlust kamen Stellenabbau und Auflagenrückgang. Die finanziellen Schwierigkeiten der frühen Neunziger überstand die Zeitung aber glimpflich. Neues Deutschland blieb im Osten die am meisten gelesene überregionale Tageszeitung. Als 2007 Die Linke aus der einstigen SED hervorging, trennten sich die Wege von Partei und Parteizeitung. Ab 2011 unterzog sich die Zeitung erneuernden Maßnahmen, worunter der veränderte Schriftzug nur die auffälligste darstellt.